Meiner Meinung nach ist Twitter ein Muss für alle Lehrer/-innen.
Das Vorspiel
Im Laufe meines Lehrerlebens konnte ich einige Fortbildungen besuchen. Nur selten waren deren Ergebnisse – insbesondere bei Tagesveranstaltungen – nachhaltig. Erfolgreicher waren die wenigen mehrtägigen Fortbildungen, z.B. „Umgang mit Gefahrstoffen“ oder „Online-PR“. Letztere fand an der Akademie Remscheid statt und brachte mich u.a. zu Twitter. Während mir Homepage, Newsletter und sogar Facebook schnell sinnvoll erschienen, dachte ich bei Twitter zunächst: Was soll das?
Die Erkenntnis
Der im Rahmen der Remscheider Fortbildung erstellte Twitter-Account @herr_rz lag zunächst brach. Wozu sollte ich twittern? Warum sollte ich irgendwelchen Stars folgen?
Irgendwann habe ich dann doch wieder bei Twitter reingeschaut – und suchte nach Lehrern. Tatsächlich fand ich welche, folgte ihnen, las ihre Tweets. Eine neue Welt tat sich vor meinen Augen auf. Plötzlich war man bei Problemen nicht mehr allein, auch den anderen erging es nicht besser. Und kaum hatte jemand über sein Problem berichtet getweetet, kam schon eine Antwort, ein Tipp, eine Lösung.
Die Empfehlung
Heute kann ich jedem Lehrer, jeder Lehrerin empfehlen, sich mit Twitter zu beschäftigen. Was ich dort in den letzten zwei Jahren von Kollegen/-innen gelernt habe, ist nicht in Worte zu fassen. Sylvia Duckworth (@sylviaduckworth) stellt ihre Lernkurve sehr schön in einer Grafik dar:
Oft höre ich nach einer solchen Empfehlung: „Ich habe soviel zu tun, für diese Spielerei habe ich nicht auch noch Zeit.“ – Und ich muss denen Recht geben, die Nutzung sozialer Medien wie Twitter erfordert Zeit, vor allem, wenn man sich aktiv beteiligt. Diese Zeit ist jedoch gut investiert und führt zu einer enormen Horizont-Erweiterung.
Warum und wie anfangen?
Nun, das ist eine gute Frage, die andere schon – und besser als ich es kann – beantwortet haben. Ich empfehle hier den Blog-Beitrag von Bob Blume (@legereaude) „Warum und wie als Lehrer twittern?“ und die Videos von Nina Toller (@ninatoller):
Ansonsten bleibt der Tipp: Einfach anfangen!
Und folgt u.a. diesen Damen, Herren und Institutionen (ohne Anspruch auf Vollständigkeit, Reihenfolge ohne Wertung):
@legereaude @ninatoller @tastenspieler @schb @empeiria @DejanFreiburg @M_Heusinger @mccab99 @Herr_Rau @eisenmed @scheppler @herr_larbig @MatthiasHeil @ma_y @vilsrip @mariaeirich @retemirabile @HilliKnixibix @ZUMTeam @edchatde @ivi_unterricht @beatdoebeli @Calvinn_Hobbes @ClausKleber @EskenSaskia @halbtagsblog @InaRuck @BruneKerstin @Nico @phwampfler @lisarosa @mgrosty
Wer mehr interessante Twitterer sucht, schaut bei den genannten in deren Liste der Follower…
Thomas Mann
30. September 2016 — 05:33
Auch für mich ist Twitter eine wertvolle Quelle geworden. Ideen können unkompliziert und schnell diskutiert werden. Der #edchatde ist ein herausragendes Beispiel dafür. Ich habe ein völlig neues Netzwerk an Kolleg*innen durch die gesamte Welt. Das erweitert den Horizont ungemein. Aber ich stoße auch an Grenzen. So war ich von den teils ‚hitzigen‘ Debatten erschrocken. Ebenso stelle ich fest, dass pädagogische Innovationen für die Twitter – Avantgarde selbstverständlich sind, während die meisten Kollegien im Lehrerzimmer noch nicht einmal davon gehört haben. Das schafft Distanz und es duftet manchmal nach Hybris. Und ich sehe, dass ‚Lehrer-Twitter‘ nur wenig Zulauf hat. Wie also kann ich in der realen Welt dafür werben, dass das Lehrernetzwerk auf Twitter den eigen Horizont so wunderbar erweitert?
lars.reitze
30. September 2016 — 08:39
Die gelegentlich ausufernden Debatten – im Moment z.B. zum #Pflichtfachinformatik, zur Didaktik des #flippedclassroom oder zu #Lobbyismus in Schulen – finde ich ebenfalls oft befremdlich. Da wünschte ich mir von den Beteiligten mehr Gelassenheit. — Und wie bekomme ich mehr Kollegen/-innen zum Twittern? Da hilft wohl nur, ständig und immer wieder darüber zu reden und die Vorteile (oder sollte ich „Mehrwert“ sagen? 😉) hervorzuheben.
Herr Rau
30. September 2016 — 16:04
„Ein Muss für alle Lehrer?“ Das stimmt natürlich hinten und vorne nicht, andernfalls wäre das eine Ohrfeige für die 89 von 90 Kollegen in meinem Kollegium, die weder selber twittern noch Twitter lesen. Zumindest ein paar sind da doch dabei, die ihren Horizont auf andere Weise erweitern, und etliche sind bessere Lehrer als ich.
Abgesehen davon finde ich Twitter schon sehr schön und hilfreich und gewinnbringend, und ich profitiere sehr davon. Edchat allerdings meide ich, zu viel superlativer Enthusiasmus. Dann lieber Blogeinträge, und ich freue mich auf die nächsten hier.
lars.reitze
30. September 2016 — 18:42
Vielleicht sollten die 89 Twitter mal testen und uns dann an ihrem erweiterten Horizont teilhaben lassen. Bei der üblichen edchat-Filterblase wäre das bestimmt eine schöne Ergänzung.
Ansonsten soll jeder nach seiner Façon glücklich werden.
Devilj1
30. September 2016 — 18:04
Also ich als Lehrerkandidat (also noch im Studium) finde es sehr wertvoll sich auf Twitter umzuschauen und auch #edchatde ist für mich eine gute Wochenlektüre geworden. Generell finde ich als Neuling Blogs und Twitter sehr wichtig für mich, um mich zu informieren und/oder neue Ideen zu sammeln!
Daria Burger
2. Oktober 2016 — 12:24
Als Berufsschullehrerin, die seit nahezu 20 Jahren unterrichtet, entdeckte ich erst kürzlich das Bloggen und Twitter, da ich aus Datenschutzgründen Social Media bisher strikt gemieden habe. Inzwischen gelangte ich zur Erkenntnis, dass durch Big Data sowieso schon ohne mein Zutun genügend über mich zusammengetragen worden ist. Nun traute ich mich doch, diesen Schritt in die Netzwelt zu wagen, um neue Welten kennenzulernen. Ein Blog schreibt sich leichter als ein Buch, was meine Alternative gewesen wäre. Die Distanzen zwischen den Kollegen aufgrund ihres Profils lassen sich nur durch beiderseitige Toleranz und wertschätzendes Verhalten überwinden; vielleicht auch durch die Erkenntnis, dass das digitale Lernen nur dann erfolgreich sein kann, wenn es den reichen Erfahrungsschatz aller einbezieht. Wenn die Technik mal versagt (und das kommt doch leider vor), dann muss Unterricht auch noch ohne funktionieren.
Auf jeden Fall tun sich zu meiner Freude hier bisher unentdeckte Informationsquellen auf. Vielen Dank für den obigen Wegweiser!